Die Grund­steu­er­re­form hat neue Regeln für Im­mo­bi­li­en­käu­fer geschaffen, insbesondere für diejenigen, die eine Immobilie auf einem Erb­bau­grund­stück erwerben. Viele stellen sich nun die Frage: „Muss ich bei Erbpacht Grundsteuer zahlen?” Dieser Artikel klärt, welche Pflichten auf Erbbaunehmer zukommen, was beim Erbbaurecht und der Grundsteuer zu beachten ist und wie Sie rechtssicher und steueroptimiert handeln.

Ein Mann berechnet die anfallende Steuer für sein Erbbaurechtsgrundstück.
Wer eine Immobilie auf einem Erb­bau­grund­stück besitzt, muss Grundsteuer zahlen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Erbbaunehmer sind grundsätzlich zur Zahlung der Grundsteuer verpflichtet.
  • Seit der Grund­steu­er­re­form 2022 wird das Erbbaurecht als wirtschaftliche Einheit betrachtet – das beeinflusst die Bewertung.
  • Die Höhe der Grundsteuer hängt vom Bodenwert, Erbbauzins und den Gebäudedaten ab.
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André Heid
Zertifizierte Im­mo­bi­li­en­gut­ach­ter nach DIN 17024 von TÜV, DEKRA, IHK, DIA und EIPOS bewerten Ihre Immobilie sachgemäß.

Wie wirkt sich das Erbbaurecht auf die Grundsteuer aus?

Das Erbbaurecht ermöglicht die Errichtung und Nutzung eines Gebäudes auf einem fremden Grundstück. Der Eigentümer des Grundstücks bleibt dabei außen vor, während der sogenannte Erbbaunehmer wirtschaftlich betrachtet der Eigentümer der Immobilie wird.

Erbbaurecht und Grundsteuer hängen eng miteinander zusammen. Der Staat betrachtet die Immobilie samt des Nutzungsrechts als steu­er­pflich­ti­ge Einheit. Deshalb gilt: Auch bei Erbpacht muss die Grundsteuer an die Kommune gezahlt werden.

Wichtig für Im­mo­bi­li­en­käu­fer: Wenn Sie ein Haus mit Erbbaurecht kaufen, übernehmen Sie automatisch auch die Grund­steu­er­pflicht – trotz fehlenden Eigentums am Boden.

Grund­steu­er­re­form 2022 betrifft die Erbpacht: Was hat sich geändert?

Die Grund­steu­er­re­form hat das Be­steue­rungs­sys­tem grundlegend verändert. Während früher der Eigentümer des Grundstücks im Fokus stand, gilt seit 2022: Das wirtschaftliche Eigentum zählt. Im Fall des Erbbaurechts bedeutet das: Der Erbbaunehmer zahlt die Grundsteuer, nicht der Grund­stücks­ei­gen­tü­mer.

Was heißt das konkret?

  • Das Erbbaurecht wird steuerlich wie eine eigene wirtschaftliche Einheit behandelt.
  • Für die Berechnung der Erbpacht-Grundsteuer zählen nun der Bodenwert, der Erbbauzins und andere Parameter.
  • Der Grund­stücks­ei­gen­tü­mer bleibt außen vor – es sei denn, im Vertrag ist etwas anderes geregelt.

Fest­stel­lungs­er­klä­rung beim Erbbaurecht – wer muss was tun?

Mit der Grund­steu­er­re­form ist die Fest­stel­lungs­er­klä­rung zum zentralen Dokument geworden. Auch bei Erbbaurechten besteht die Pflicht zur Abgabe – unabhängig davon, ob Sie Eigentümer eines Grundstücks oder Erb­bau­rechts­neh­mer sind. Kaufen Sie eine Immobilie mit einem Erbbaurecht, müssen Sie eine neue Fest­stel­lungs­er­klä­rung beim Finanzamt einreichen.

Was gehört in die Fest­stel­lungs­er­klä­rung beim Erbbaurecht?

  • Angaben zum Erbbaurecht: Beginn und Laufzeit des Erb­bau­rechts­ver­trags, Lage des Grundstücks, Flurstücksdaten.
  • Gebäudedaten: Art, Fläche und Baujahr des Hauses auf dem Erb­bau­grund­stück.
  • Finanzielle Angaben: Höhe des Erbbauzinses, Ver­trags­be­din­gun­gen, eventuell vertragliche Vereinbarungen zur Grund­steu­er­um­la­ge.
  • Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se: Wer ist Erb­bau­be­rech­tig­ter, wer ist Grund­stücks­ei­gen­tü­mer?

So wird die Grundsteuer beim Erbbaurecht berechnet

Die Berechnung der Grundsteuer beim Erbbaurecht folgt speziellen Regeln, die sich mit der Reform 2022 nochmals verändert haben. Im­mo­bi­li­en­käu­fer, die ein Haus auf einem Erb­bau­grund­stück erwerben, sollten genau wissen, welche Faktoren die Höhe der Steuer beeinflussen.

Ertragswert- oder Sach­wert­ver­fah­ren – was gilt beim Erbbaurecht?

Bei der Bewertung eines Erbbaurechts kommt in der Regel das Er­trags­wert­ver­fah­ren zum Einsatz, da es sich auf einem Erb­pacht­grund­stück meist um vermietete oder eigengenutzte Wohnimmobilien handelt. Dabei wird der mögliche Ertrag, also die Nutzung des Gebäudes, zur Berechnung herangezogen. Nur in Ausnahmefällen, beispielsweise bei besonderen Gebäudetypen, wird das Sach­wert­ver­fah­ren angewandt.

Welche Faktoren beeinflussen die Grundsteuer bei Erbpacht?

Für die Wertermittlung sind insbesondere folgende Punkte entscheidend:

  • Bodenwert: Ermittelt aus dem aktuellen Bodenrichtwert Ihrer Kommune × Grund­stücks­grö­ße.
  • Erbbauzins: Die Höhe des jährlich gezahlten Zinses für das Nutzungsrecht am Grundstück.
  • Restlaufzeit des Vertrags: Je länger der Vertrag, desto höher der steuerlich angesetzte Wert.
  • Gebäudeart und -zustand: Diese fließen in die Ge­bäu­de­be­wer­tung mit ein.

Typische Fehler, die Sie vermeiden sollten

Ein fehlerhaft ausgefüllter Fest­stel­lungs­bo­gen oder eine ungenaue Berechnung kann zu erheblichen Nachteilen führen. Achten Sie daher auf folgende Punkte:

  • Erbbauzins falsch oder lückenhaft angegeben: Seien Sie so genau wie möglich bei der Angabe des Erbbauzinses.
  • Veraltete Bodenrichtwerte verwendet: Rufen Sie aktuelle Werte beim Gut­ach­ter­aus­schuss ab.
  • Vertragsdetails ignoriert: Regelungen zu Nebenkosten oder Ver­län­ge­rungs­op­tio­nen beeinflussen den Steuerwert.
  • Keine professionelle Bewertung eingeholt: Gerade bei älteren Verträgen ist eine unabhängige Wertermittlung empfehlenswert.

Gerade bei Erbbaurechten bestehen viele Unsicherheiten. Ein Im­mo­bi­li­en­gut­ach­ter kann helfen, alle steu­er­re­le­van­ten Angaben korrekt zu erfassen – vor allem bei älteren Verträgen.

Ing. André Heid M. Sc.

Die Grundsteuer bei Erbbaurechten ist komplex – aber Sie müssen diese Herausforderung nicht allein bewältigen. Wir stehen Ihnen mit fachlicher Kompetenz zur Seite. Unsere zertifizierten Sach­ver­stän­di­gen liefern Ihnen eine professionelle Wertermittlung Ihrer Immobilie als präzise Grundlage für Ihre Erklärung beim Finanzamt.

Häufige Fragen zur Grundsteuer beim Erbbaurecht

Viele Im­mo­bi­li­en­käu­fer stehen beim Thema Erbpacht und Grundsteuer vor offenen Fragen. Hier beantworten wir die wichtigsten – kurz, konkret und verständlich.

Kann die Grundsteuer auf den Grund­stücks­ei­gen­tü­mer umgelegt werden?

Grundsätzlich nein. Der Gesetzgeber sieht den Erb­bau­be­rech­tig­ten als steuerpflichtig an. Eine vertragliche Umlage auf den Grund­stücks­ei­gen­tü­mer ist zwar möglich, aber selten. Sie muss im Erb­bau­rechts­ver­trag ausdrücklich geregelt sein.

Was passiert mit der Grundsteuer, wenn das Erbbaurecht verkauft wird?

Beim Verkauf eines Hauses auf Erb­bau­grund­stück geht auch die Grund­steu­er­pflicht auf den Käufer über. Als neuer Erbbaunehmer müssen Sie das dem Finanzamt mitteilen und gegebenenfalls eine neue Fest­stel­lungs­er­klä­rung abgeben. Maßgeblich ist dabei das Datum der Ei­gen­tums­über­tra­gung der Immobilie im Grundbuch.

Wie erfahre ich, welchen Grundsteuerwert das Finanzamt für meine Erb­bau­rechts­im­mo­bi­lie festgesetzt hat?

Nach Abgabe der Fest­stel­lungs­er­klä­rung erhalten Sie einen Fest­stel­lungs­be­scheid vom Finanzamt. Darin ist der sogenannte Grundsteuerwert enthalten – dieser bildet die Basis für die spätere Berechnung Ihrer Grundsteuer. Der Bescheid enthält außerdem Hinweise auf das angewandte Be­wer­tungs­ver­fah­ren und den Bodenwert. Prüfen Sie diesen Bescheid sorgfältig auf Fehler.

Ist die Grundsteuer bei Erbpacht steuerlich absetzbar?

Als Eigennutzer können Sie die Grundsteuer nicht von der Einkommensteuer absetzen. Bei Vermietung hingegen zählen die Grund­steu­er­zah­lun­gen zu den betrieblichen Werbungskosten und sind steuerlich absetzbar. Sie sollten dann die jährlichen Grund­steu­er­be­schei­de gut aufbewahren, um sie in der Steuererklärung korrekt geltend zu machen.