Ein Kataster hilft dabei, Sachverhalte systematisch zu erfassen und den Überblick zu behalten. Erfahren Sie in diesem Beitrag, welche Arten von Katastern es gibt, wozu sie dienen und was sie beinhalten. Plus: Wir erklären Ihnen, welche Aufgaben die Vermessungs- und Katasterämter übernehmen.

Mann betrachtet Katasterkarten
Ein Kataster erfasst gleichartige Sachverhalte mit räumlichem Bezug.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Kataster ist eine Sammlung von Sachverhalten, die einen räumlichen Bezug haben. Es zeichnet sich dadurch aus, dass es diese Sachverhalte systematisch erfasst und aufstellt.
  • Meist wird der Begriff Kataster mit dem Lie­gen­schafts­ka­tas­ter gleichgesetzt.
  • Darüber hinaus gibt es aber weitere Kataster, zum Beispiel das Baum-, Solar-, Jagd- oder Alt­las­ten­ka­tas­ter.

André Heid
Zertifizierte Im­mo­bi­li­en­gut­ach­ter nach DIN 17024 von TÜV, DEKRA, IHK, DIA und EIPOS bewerten Ihre Immobilie sachgemäß.

Was ist ein Kataster?

Der Begriff Kataster beschreibt im weiteren Sinne eine Sammlung beziehungsweise ein Register mit Sachverhalten, in der Regel mit einem räumlichen Bezug. In der Praxis wird das Kataster meist mit dem Lie­gen­schafts­ka­tas­ter, dem amtlichen Grund­stücks­ver­zeich­nis, gleichgesetzt. Daneben gibt es aber noch weitere Kataster, wie das Baumkataster oder das Alt­las­ten­ka­tas­ter. All diese Katasterarten haben gemein, dass sie gleichartige Sachverhalte oder Dinge systematisch erfassen und aufstellen.

Übrigens: Die Herkunft des Begriffs Kataster ist nicht eindeutig geklärt. Es könnte auf das lateinische Wort „catasta“ zurückgehen – einem Schaugerüst, auf dem Sklaven für den Verkauf ausgestellt, also „aufgelistet“ wurden. Weitere Her­lei­tungs­mög­lich­kei­ten sind unter anderem das italienische „catastro“ (einem Zins- oder Steuerregister) oder das lateinische „catastrum“ (Kopfsteuer).

Historisch gab es die ersten Flurpläne wohl bereits in der Antike. Im Jahr 1798 begann Frankreich mit der Vermessung und Auflistung von Grundstücken. Kataster dienten zur Erhebung von Grundsteuern. Im 19. Jahrhundert folgte auch das ehemalige Preußen mit den ersten Katasterbüchern.

Welche Aufgaben übernimmt das Vermessungs- und Katasteramt?

Das Katasteramt, auch Vermessungsamt oder Amt für Bodenmanagement, ist eine amtliche Behörde. Es verantwortet die Vermessung von Grund- und Flurstücken sowie die Kartografie von Land- und Seegebieten. Es nimmt eine wichtige Rolle ein, wenn Sie Daten zu einem Grundstück benötigen oder neues Bauland erschließen.

Die Vermessungs- und Katasterämter übernehmen im Wesentlichen die folgenden Aufgaben:

  • Vermessung von Grundstücken oder Gebäuden
  • Erfassung und Auswertung der Ver­mes­sungs­da­ten
  • Kartierung beziehungsweise Eintragung der Daten in Katasterkarten
  • Führung und Aktualisierung des Lie­gen­schafts­ka­tas­ters
  • Erteilung von Auskünften zu Flurstücken sowie Ausstellung von Ka­tas­ter­aus­zü­gen
  • Bearbeitung von Bo­den­ord­nungs­ver­fah­ren wie Flur­be­rei­ni­gun­gen oder Umlegungen

Gut zu wissen: Das Katasterwesen ist in Deutschland Sache der Bundesländer. Die Vermessungs- und Katasterämter können somit entweder auf Landes- oder auf kommunaler Ebene angesiedelt sein.

Vermessungsarbeiten für das Kataster
Das Vermessungs- und Katasteramt ist für die Vermessung und Kartierung von Grundstücken zuständig.

Diese Arten von Katastern gibt es

Wir stellen Ihnen im folgenden Abschnitt eine Auswahl an gängigen Katastern vor. Sie erfahren unter anderem, was die verschiedenen Kataster enthalten, wozu sie dienen und wo sie geführt werden. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Arten wie zum Beispiel das Denkmalkataster, das Fried­hof­ka­tas­ter oder das Ab­was­ser­ka­tas­ter. In Österreich gibt es sogar ein Weinbaukataster.

Beispiele für Kataster
Katasterarten gibt es viele – hier sehen Sie einige Beispiele.

Alt­las­ten­ka­tas­ter

Das Alt­las­ten­ka­tas­ter wird in der Regel auf Ebene der Bundesländer oder Kommunen bei den zuständigenUmweltämtern geführt. Es beinhaltet Informationen zu Altlasten beziehungsweise alt­last­ver­däch­ti­gen Flächen, schädlichen Bo­den­ver­än­de­run­gen oder Ver­dachts­flä­chen. Jeder Altlast ist eine eindeutige Alt­las­ten­kenn­zif­fer zugeordnet.

Das Kataster hilft dabei, Altlasten systematisch zu erfassen, zu verwalten und auszuwerten. Dabei kann auch eine Priorisierung vorgenommen werden, durch die besser abschätzbar ist, welche Flächen am dringendsten untersucht werden müssen. Das Alt­las­ten­ka­tas­ter kann zum Beispiel folgende Angaben enthalten:

  • Standort (Lage, Größe und Zustand)
  • Abfälle und Schadstoffe sowie deren Aus­brei­tungs­mög­lich­kei­ten
  • Art der stillgelegten Anlage oder Einrichtung beziehungsweise des ehemaligen Betriebs
  • Planerische Vorgaben (zur Nutzung der Fläche)
  • (Frühere) Eigentümer, Inhaber oder Besitzer
  • Informationen zu Sanierungen

Wichtig: Um einen Auszug aus dem Alt­las­ten­ka­tas­ter bei der zuständigen Behörde zu beantragen, muss ein berechtigtes Interesse vorliegen. Eine Alt­las­ten­aus­kunft kann für Sie beispielsweise von Interesse sein, wenn Sie ein Grundstück kaufen oder verkaufen wollen. Beachten Sie aber, dass die Aus­kunfts­er­tei­lung häufig mit Kosten verbunden ist.

Baumkataster

Das Baumkataster erfasst und verwaltet Bäume in einem bestimmten Areal, vom Park bis zur ganzen Stadt. Im Kataster ist jeder Baum mit einer eindeutigen Baumnummer gekennzeichnet. Prinzipiell führen die Baumeigentümer selbst das Baumkataster, also die Kommunen, Städte, Park­ver­wal­tun­gen, Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten und so weiter. Es kann in Papierform oder com­pu­ter­ge­stützt geführt werden.

Doch warum das Ganze? Mithilfe des Baumkatasters sollen Bäume eindeutig identifiziert und eine Übersicht zum gesamten Baumbestand geschaffen werden. Dies ermöglicht, dass zum Beispiel Pflege- oder Fäl­lungs­maß­nah­men schneller vonstattengehen. Außerdem werden Baumkontrollen zentral dokumentiert und es lässt sich nachvollziehen, welche Bäume in einem bestimmten Gebiet zum Beispiel krank­heits­an­fäl­lig sind oder sich gut bewähren. Damit ist das Baumkataster ein wichtiges Hilfsmittel, um im Rahmen der Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht eine bessere Ri­si­ko­ein­schät­zung vornehmen zu können.

Baum in einem Park
Das Baumkataster erfasst und verwaltet Bäume in einem bestimmten Gebiet.

Jagdkataster

Das Jagdkataster ist ein Verzeichnis, das bejagbare Flächen in einem Revier auflistet und Aufschluss darüber gibt, welchen Anteil Jagdgenossen an diesen Flächen haben. Das Kataster wird in der Regel von den Gemeinden oder Jagd­ge­nos­sen­schaf­ten geführt. Es bildet eine wichtige Basis in den Abstimmungen der Jagd­ge­nos­sen­schafts­ver­samm­lun­gen und hilft dabei, die Ausschüttung der Einnahmen zu regeln.

Lie­gen­schafts­ka­tas­ter

Das amtliche Grund­stücks­ver­zeich­nis erfasst Liegenschaften in Deutschland auf der Basis von Ver­mes­sungs­da­ten. Es hilft Grund­stücks­ei­gen­tü­mern, -käufern oder -verkäufern unter anderem dabei, die Grenze, Lage oder Nutzungsart ihres Grundstücks herauszufinden. Auch bei der Beleihung von Objekten und der Ermittlung der Grundsteuer kommt es zum Einsatz.

Gut zu wissen: Das Kataster steht im engen Zusammenhang mit dem Grundbuch und dient dem Ei­gen­tums­nach­weis. Laut Grund­buch­ord­nung müssen Grundstücke im Grundbuch auf Basis des Lie­gen­schafts­ka­tas­ters benannt werden.

In unserem Beitrag „Alles Wichtige zum Lie­gen­schafts­ka­tas­ter“ erhalten Sie ausführliche Informationen darüber, wozu das Kataster noch dient, wer es einsehen kann und wie Sie einen Auszug anfordern.

Tipp: Sie möchten die Bebaubarkeit Ihrer Liegenschaft prüfen? Ob ein Grundstück als Wohnbaufläche ausgewiesen ist, sehen Sie nicht im Kataster, sondern im Flä­chen­nut­zungs­plan Ihrer Gemeinde oder Stadt. Doch das ist nur eine erste Orientierung – genaue Auskünfte über die Bebaubarkeit finden Sie im nächsten Schritt in einem gültigen Bebauungsplan.

Solarkataster

Sie überlegen, auf Ihrer Immobilie eine Solaranlage zu installieren? Dann kann das Solarkataster ein nützliches Hilfsmittel für Sie sein. Hier informieren Sie sich, ob sich Ihre Dachfläche für die Nutzung von Solarenergie eignet und erhalten eine erste Orientierung, ob es sich lohnt, eine Solaranlage zu installieren oder nicht.

Solarkataster werden von vielen Gemeinden geführt. Sie zeigen Luftaufnahmen und ergänzen diese um Informationen zu den verschiedenen Gebäuden. Dabei wird in der Regel in Abstufungen bewertet, wie gut sich die Gebäude für die Nutzung von Sonnenenergie eignen.

Lesetipp: Erfahren Sie in unserem Magazin, wie der Wert von Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen und Solarparks ermittelt wird und wann das notwendig ist.

Zwei Häuser mit Solaranlage auf Dach
Im Solarkataster können Sie prüfen, ob Ihr Dach für die Nutzung von Sonnenenergie geeignet ist.

Straßenkataster

Das Straßenkataster erfasst das Straßennetz mitsamt Lage, Art und Ausstattung. Viele Kommunen führen solch ein Kataster, wobei nicht nur die Straßen an sich, sondern auch das Inventar (zum Beispiel Ampeln, Beschilderung, Beleuchtung sowie etwaige Schadstellen) abgebildet werden. Das Straßenkataster liefert alle wichtigen Informationen für Pflege- und In­stand­hal­tungs­maß­nah­men sowie die Wertermittlung.

Kataster in der Im­mo­bi­li­en­be­wer­tung

Bei der Bewertung von Immobilien spielen unter anderem die Daten aus dem Lie­gen­schafts­ka­tas­ter und dem Alt­las­ten­ka­tas­ter eine Rolle. Sie können den Wert eines Grundstücks positiv oder negativ beeinflussen. Wenn Sie eine Immobilie kaufen oder verkaufen wollen, ist es empfehlenswert, den Verkehrswert von einem professionellen Gutachter ermitteln zu lassen. Dieser bezieht nicht nur die relevanten Kataster, sondern auch diverse andere Faktoren ein – so erhalten Sie einen zuverlässigen Marktwert für das Objekt.

Sie benötigen ein Ver­kehrs­wert­gut­ach­ten für Ihre Immobilie? Dann unterstützen Sie unsere mehrfach zertifizierten Sach­ver­stän­di­gen gern. Nehmen Sie unter der Telefonnummer 0800 90 90 282 oder über das nachfolgende Formular Kontakt zu uns auf und vereinbaren Sie ein kostenloses und unverbindliches Erstgespräch.