Das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ist eine gängige Methode zur Ermittlung des Werts von Ge­wer­be­im­mo­bi­li­en. Der Substanzwert kommt in verschiedenen Zusammenhängen zum Einsatz. In diesem Ratgeber erfahren Sie, was der Substanzwert eines Unternehmens ist, wie er berechnet wird sowie welche Vor- und Nachteile das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren hat.

Sachverständiger begutachtet Gewerbeimmobilie im Substanzwertverfahren
Im Sub­stanz­wert­ver­fah­ren bewerten Sachverständige alle Ge­wer­be­im­mo­bi­li­en eines Unternehmens.

Das Wichtigste in Kürze

  • Was ist ein Sub­stanz­wert­ver­fah­ren und wann wird es angewendet? Das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ist eine Methode zur Ermittlung des Wertes von Unternehmen. Es wird bei Un­ter­neh­mens­be­wer­tun­gen angewendet, wenn die Fortführung des Unternehmens geplant ist.
  • Was ist der Substanzwert? Der Substanzwert ist die Summe aller zum Be­triebs­ver­mö­gen gehörenden Wirt­schafts­gü­ter.
  • Wie läuft das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ab? Alle Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de eines Unternehmens werden einzeln zu ihren aktuellen Marktpreisen bewertet. Diese Summe wird dann um die Ver­bind­lich­kei­ten des Unternehmens reduziert.
  • Welche Vorteile hat das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren? Die Be­wer­tungs­me­tho­de ist unkompliziert und mit vergleichsweise geringem Aufwand verbunden. Sie schafft klare Verhältnisse, lässt wenig Ge­stal­tungs­spiel­raum und ist auch für Nichtfachleute leicht verständlich.

André Heid
Zertifizierte Im­mo­bi­li­en­gut­ach­ter nach DIN 17024 von TÜV, DEKRA, IHK, DIA und EIPOS bewerten Ihre Immobilie sachgemäß.

Was ist das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren?

Das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ist eine gängige Methode zur Bewertung von Unternehmen. Dabei wird der Un­ter­neh­mens­wert auf der Grundlage seiner Vermögenswerte, also seiner Substanz ermittelt. Beim Sub­stanz­wert­ver­fah­ren werden zunächst alle Vermögenswerte addiert. Das sind unter anderem Anlage- sowie Umlaufvermögen, Maschinen, Ausstattung, Betriebsstoffe, Forderungen gegenüber Kunden und Immobilien. Vom so ermittelten Brut­to­ver­mö­gens­wert werden dann alle Ver­bind­lich­kei­ten, zum Beispiel Schulden und Fremdkapital, abgezogen.

Die gesetzliche Grundlage ist im Be­wer­tungs­ge­setz (BewG) geregelt. Danach sind im Sub­stanz­wert­ver­fah­ren alle Wirt­schafts­gü­ter zu ermitteln, die zum Be­triebs­ver­mö­gen gehören (§ 95 und § 97 BewG).

Ziel ist es, den Substanzwert eines Unternehmens im Zuge der Un­ter­neh­mens­be­wer­tung zu ermitteln. Im Gegensatz zum Li­qui­da­ti­ons­wert­ver­fah­ren wird bei diesem Verfahren von einer geplanten Fortführung des Unternehmens ausgegangen. Während das Er­trags­wert­ver­fah­ren in die Zukunft blickt, indem es erwartete Umsätze berücksichtigt, beschränkt sich das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren auf die aktuelle Situation.

Wertermittlung bei der Unternehmensbewertung
Ein Überblick über gängige Wert­ermitt­lungs­ver­fah­ren, die bei der Un­ter­neh­mens­be­wer­tung angewendet werden.

Wann und zu welchem Zweck wird das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren angewendet?

In den meisten Fällen werden Er­trags­wert­ver­fah­ren bei der Un­ter­neh­mens­be­wer­tung angewendet, zum Beispiel wenn ein Unternehmen zum Verkauf steht. Hier ermöglicht der Substanzwert jedoch weitere interessante Aufschlüsse.

Das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren wird eingesetzt, wenn sich das Be­triebs­ver­mö­gens zu einem Großteil aus Immobilien und Kapitalanlagen zusammensetzt. In solchen Situationen bildet der errechnete Substanzwert den tatsächlichen Wert des Unternehmens besser ab als der bilanzielle Buchwert. Der Substanzwert ermöglicht zudem Rückschlüsse auf die Beleihbarkeit der Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de.

Das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ist eine wichtige Hilfsgröße bei der Wertermittlung eines Unternehmens, da es einen Überblick über die Vermögenswerte gibt. Es ist ebenfalls nützlich beim geplanten Verkauf eines fortgeführten Unternehmens und wird von potenziellen Käufern oder Investoren bei der Kauf­ent­schei­dung herangezogen, Stichwort Due Diligence.

Was gibt der Substanzwert an?

Der Substanzwert gibt den aktuellen Verkehrswert des gesamten Be­triebs­ver­mö­gens an. Er wird im Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ermittelt, indem das Be­triebs­ver­mö­gen und die Wirt­schafts­gü­ter eines Unternehmens auf der Grundlage des Marktwertes oder des Wie­der­be­schaf­fungs­wer­tes der einzelnen Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de bewertet werden. Diese Summe wird dann um die Schulden und sonstigen Ver­bind­lich­kei­ten des Unternehmens vermindert.

Nach dem deutschen Be­wer­tungs­ge­setz (§ 11 BewG) ist der Substanzwert „die Summe der gemeinen Werte der zum Be­triebs­ver­mö­gen gehörenden Wirt­schafts­gü­ter und sonstigen aktiven Ansätze abzüglich der zum Be­triebs­ver­mö­gen gehörenden Schulden und sonstigen Abzüge“. Der gemeine Wert bezeichnet dabei den Markt- oder Verkehrswert eines Wirt­schafts­gu­tes ohne Be­rück­sich­ti­gung persönlicher oder ungewöhnlicher Umstände. Mit aktiven Ansätzen oder Aktiva sind sonstige angelegte oder im Umlauf befindliche Vermögenswerte gemeint.

Der Substanzwert geht von der Fortführung des Unternehmens aus, während der Li­qui­da­ti­ons­wert die Auflösung des Unternehmens voraussetzt. Beide Werte werden in Ein­zel­be­wer­tungs­ver­fah­ren ermittelt und haben einen ähnlichen Be­rech­nungs­an­satz: Zunächst werden die einzelnen Werte des Be­triebs­ver­mö­gens addiert und davon dann die Ver­bind­lich­kei­ten abgezogen. Der Li­qui­da­ti­ons­wert ist jedoch in der Regel niedriger als der Substanzwert. Zum einen wird bei einer Liquidation der Marktwert der einzelnen Güter zu einem Stichtag festgelegt, bis zu dem sie verkauft sein müssen. Schon deswegen liegt der Erlös in der Regel unter den Preisen, die sonst erzielt werden könnten. Zum anderen wirken sich auch die Li­qui­da­ti­ons­kos­ten aus und mindern den Un­ter­neh­mens­wert.

Wenn der Ertragswert eines Unternehmens ermittelt wird, steht die Gewinnrechnung im Mittelpunkt: Welchen Gewinn erwirtschaftet der Betrieb mit der vorhandenen Substanz? Die erwarteten Gewinne werden auf den heutigen Zeitpunkt umgerechnet. Für die Berechnung des Ertragswerts sind daher realistische Gewinnzahlen und ein angemessener Diskontierungs- beziehungsweise Ka­pi­ta­li­sie­rungs­satz erforderlich. Aus der Differenz zwischen dem Ertragswert und dem Substanzwert ergibt sich der sogenannte Firmenwert.

Werte in der Immobilienbewertung
Sechs verschiedene Werte in der Im­mo­bi­li­en­be­wer­tung und deren Verwendung im Überblick.

Wie wird der Substanzwert berechnet?

Der Substanzwert ist der Net­to­ver­mö­gens­wert, der sich aus der Summe der einzelnen Vermögenswerte und Wirt­schafts­gü­ter nach Abzug der zu begleichenden Ver­bind­lich­kei­ten ergibt.

Die folgenden Vermögenswerte werden nach dem Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ermittelt:

  • Immobilien (Grundstücke und Gebäude)
  • Maschinen und Anlagen, Betriebs- und Ge­schäfts­aus­stat­tung
  • Waren und Vorräte auf Lager
  • Immaterielle Vermögenswerte: Software, Patente
  • Finanzielle Vermögenswerte
  • Offene Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

Die Berechnung beziehungsweise Ermittlung des Substanzwerts funktioniert anhand der folgenden Formel:

Summe aller Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de (Umlaufvermögen + Anlagevermögen + Immobilien)
= Brutto-Substanzwert
– Ver­bind­lich­kei­ten (Rückstellungen, Schulden/Fremdkapital)
= (Netto-)Substanzwert

Ein vereinfachtes Beispiel sieht wie folgt aus:

Sachanlagen, vor allem Immobilien (Grundstücke und Gebäude), Maschinen & Anlagen, Betriebs- und Ge­schäfts­aus­stat­tung im aktuellen Marktwert von 1.100.000 Euro
+ Fi­nanz­an­la­ge­ver­mö­gen (zum Beispiel Aktien oder Anleihen), nach aktuellem Kurs 100.000 Euro
+ Vorräte (zum Beispiel Lagerbestände) im Wert von 330.000 Euro
+ Forderungen aus Leistungen und Lieferungen (offene Rechnungen von Kunden) in Höhe von 400.000 Euro
+ Kasse/Bank (Bankguthaben, Schecks) für 200.000 Euro
= Brutto-Substanzwert: 2.130.000 Euro
– Rückstellungen (Abfertigung, Pensionen): 350.000 Euro
– Ver­bind­lich­kei­ten (Schulden bei Banken, Lieferanten): 400.000 Euro
= Substanzwert: 1.380.000 Euro

Nach Anwendung der Formel beträgt der Substanzwert des Unternehmens also 1.380.000 Euro. Ein erheblicher Teil des Vermögenswertes steckt dabei in Immobilien. Nicht nur in diesem Beispiel wird ein erheblicher Teil des Substanzwerts in Immobilien gehalten.

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Welche Vor- und Nachteile hat das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren?

Im Vergleich zu anderen Methoden der Un­ter­neh­mens­be­wer­tung und der Wertermittlung von Immobilien hat das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren einige Vorteile, die in bestimmten Situationen zum Tragen kommen. Wie bei allen gängigen Be­wer­tungs­me­tho­den gibt es jedoch auch Nachteile, die berücksichtigt werden müssen.

Das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ist unkompliziert und mit vergleichsweise geringem Aufwand verbunden. Fachkundige Gutachter ermitteln in der Regel die Werte der einzelnen Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de schnell und zuverlässig. Ebenso sind Ver­bind­lich­kei­ten wie etwa Schulden leicht zu erfassen, so dass die Bewertung recht zügig durchgeführt werden kann.

Die einfache Berechnung schafft klare Verhältnisse und lässt wenig Ge­stal­tungs­spiel­raum zu. Da der Substanzwert lediglich den aktuellen Status berücksichtigt, entfällt etwa die Ermittlung von Ren­di­te­er­war­tun­gen und jede Form von „Spekulation“ ist somit unnötig.

Ein weiterer Vorteil dieser Be­wer­tungs­me­tho­de ist, dass sie auch für Nichtfachleute gut verständlich ist. Ähnlich wie bei einer Aufstellung von Soll und Haben werden beim Sub­stanz­wert­ver­fah­ren schlicht die vorhandenen Vermögenswerte und Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über­ge­stellt.

Einige dieser Vorteile können sich in ihr Gegenteil verkehren. So ist beispielsweise zu akzeptieren, dass das Sub­stanz­wert­ver­fah­ren ausschließlich vergangenheits- oder ge­gen­warts­ori­en­tiert ist. Dies kann sich unter Umständen nachteilig auf den Wert auswirken, da die wirtschaftliche Entwicklung und das Potenzial eines Unternehmens nicht berücksichtigt werden. Ebenso kann es in Ermangelung von Ver­gleichs­wer­ten schwierig sein, aktuelle Verkehrswerte für einzelne Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de und Immobilien zu ermitteln.

Gutachter bewertet bei der Wertermittlung in einer Industriehalle
Bei der Wertermittlung nach dem Sub­stanz­wert­ver­fah­ren bewerten Gutachter alle Betriebsgebäude eines Unternehmens.

Wertermittlung – Heid bewertet Ihr Gewerbeobjekt korrekt und zuverlässig

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